Neu aufgelegtes AES-Tutorial hilft beim Erkennen von Codierungs-Artefakten

Fraunhofer unterstützt das AES Technical Committee bei der Neuauflage des Tutorials “Perceptual Audio Coders: What To Listen For”. Auf Basis klassischen Schulungsmaterials entstand ein zeitgemäßes Tutorial, das beim Erkennen von Codierungs-Artefakten unterstützt.

Das Phänomen der Audio-Artefakte ist so alt wie die Tontechnik selbst. Sie reichen von Rauschen und harmonischen Verzerrungen in den Tagen der Analogtechnik bis hin zu Aliasing, Demaskierung und so genannten Birdies im digitalen Zeitalter – um nur einige zu nennen. Die meisten dieser Effekte entstehen durch die vielfältigen Audiokompressionsverfahren, die in den heutigen Kommunikations- und Unterhaltungstechnologien allgegenwärtig sind. Und da die Zahl der verfügbaren Codecs ebenso zunimmt wie die Komplexität der Arbeitsabläufe, wird es – vor allem für das ungeübte Ohr – immer schwieriger zu erkennen, woher die unerwünschten Klangverfärbungen kommen, die das Hörerlebnis trüben.

Als Pioniere auf dem Gebiet der Audiotechnik und insbesondere der Audiodatenkompression haben die Forschenden des Fraunhofer IIS eine lange Tradition in der erfolgreichen und systematischen Bekämpfung solcher Effekte. Ihre Erkenntnisse flossen in ein Schulungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem „AES Technical Committee on Coding of Audio Signals“ ein. Dieses erschien ursprünglich vor etwa 20 Jahren als CD-ROM. Bei der Aktualisierung der Inhalte um Artefakte aus den neuesten Codierungstechniken beschlossen die Mitwirkenden, das gesamte Projekt auf eine HTML5-Basis zu migrieren – ganz im Interesse zeitgemäßer Nutzungsgewohnheiten und der Web-Kompatibilität. Die neue Version ist ein leicht verständliches Tutorial, das den Nutzenden hilft, zu erkennen, ob und – falls vorhanden – welches Problem sie in ihren aktuellen Projekten haben. Denn oft ist das korrekte Identifizieren des akustischen Symptoms der erste Schritt zu seiner Beseitigung. Davon profitieren nicht nur Ingenieure, sondern alle Arten von kritischen Hörerinnen und Hörern, wie z. B. Kreative, denen sie hilft, über die gesamte Produktionskette hinweg höchste Audioqualität zu gewährleisten, oder auch Verbraucherinnen und Verbraucher, die so fundierte Entscheidungen über bevorzugte Audiocodecs und Bitraten treffen können.

„Dieses Trainingstool deckt praktisch das gesamte Spektrum an Phänomenen ab, die uns in Audiocodierungsprojekten begegnen, genauso wie deren Hintergründe: von Pre-Echo und Sprachverhallung bis hin zu beeinträchtigter Stereoortung und Sprachcodierung – und alles dazwischen“, sagt Jürgen Herre, Chief Executive Scientist des Bereichs Audio und Medientechnologien des Fraunhofer IIS, Leiter der Gruppe Advanced Audio Research an den International Audio Laboratories Erlangen (AudioLabs) und Vorsitzender des AES Technical Committee on Audio Coding.

Die klar strukturierten Erklärungen wurden um zahlreiche sorgfältig ausgewählte Klangbeispiele ergänzt, die die einzelnen Phänomene anschaulich illustrieren: „Wir haben großen Wert auf die Auswahl des richtigen Materials gelegt, um den Nutzenden ein einfach zu bedienendes Werkzeug zur schnellen und effizienten Identifizierung und Bekämpfung von Audioartefakten in der täglichen Praxis an die Hand zu geben“, sagt Sascha Dick, Mitautor des Tutorials, Doktorand an den AudioLabs und ehemaliges Mitglied der High Quality Audio Coding Gruppe am Fraunhofer IIS.

Derzeit ist das Tutorial nur für AES-Mitglieder kostenlos über die AES-Website verfügbar. Für die nähere Zukunft sind sowohl eine Offline-Version als auch ein kostenpflichtiger Zugang für Nicht-Mitglieder geplant.

Titelbild: © Gorodenkoff – stock.adobe.com / Fraunhofer IIS

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