EBU und Fraunhofer IIS testen Live-Produktion von MPEG-H Audio beim Eurovision Song Contest 2018

Die European Broadcasting Union EBU und das Fraunhofer IIS testeten erfolgreich die Live-Produktion von einhüllendem und interaktivem Sound mit dem MPEG-H TV Audio System beim Eurovision Song Contest (ESC) 2018 in Lissabon, Portugal. Zu diesem Zweck haben die Fraunhofer-Toningenieure dem beeindruckenden Mikrofon-Setup in der Altice Arena eine Höhendimension hinzugefügt, die es ihnen ermöglichte, einen immersiven und personalisierten Audio-Mix live zu produzieren. Rundfunkveranstalter und Sound-Experten, die am Veranstaltungsort anwesend waren, konnten den MPEG-H-Sound in einem Demoraum erleben.

© EBU/Fraunhofer IIS
© EBU/Fraunhofer IIS

Der ESC wird seit 1956 jährlich ausgestrahlt, ist der am längsten laufende internationale Musikwettbewerb im Fernsehen und eine der meistgesehenen nicht-sportlichen Veranstaltungen der Welt mit einer geschätzten Zuschauerzahl von derzeit rund 200 Millionen.

Für die Erzeugung eines immersiven Klangbildes installierten die Fraunhofer-Toningenieure vor Ort in der Altice Arena ein eigenes Surround-Mikrofon-Array in einer „Hamasaki Square“-Konfiguration, die 26 Meter über dem Boden angebracht war. Die in einer quadratischen Form angeordneten vier Mikrofone mit Acht-Charakteristik wurden verwendet, um den diffusen Umgebungsklang in der Arena während der drei Live-Shows des ESC zu erfassen. Zusammen mit den Audiospuren der Hauptproduktion und den 37 Tonspuren für Monitore in den Kommentatorenkabinen konnten die Fraunhofer-Profis dann den immersiven Mix erzeugen, zusätzlich zu den Stereo- und 5.1-Mischungen der EBU und deren Produktionsteams.

Der einhüllende Mix wurde für die Wiedergabe auf einer 5.1+4H Lautsprecheranordnung produziert: 5.1 Surround-Kanäle plus vier zusätzliche Höhenlautsprecher. Mit den MPEG-H Audio Authoring- und Monitoring-Tools wurden alle Musik- und Ambient-Audiospuren sowie bis zu fünf verschiedene Sprachen für die Kommentare als einzelne Objekte in einen Stream gemischt. Darüber hinaus wurden verschiedene MPEG-H-Presets (vorab definierte Versionen des Mixes wie „Standard“, „Dialogue Enhancement“ oder „Venue“) live erstellt und zusammen mit Metadaten, die die Personalisierungs- und Interaktivitätsoptionen beschreiben, übertragen.

© Fraunhofer IIS (zum Vergrößern klicken)
© Fraunhofer IIS (zum Vergrößern klicken)

Alle Voreinstellungen, Downmixe für verschiedene Konfigurationen, verschiedene Dynamic Range Control (DRC)-Modi und Interaktivitätsfunktionen wurden mit der 5.1+4H-Lautsprecherkonfiguration sowie binauralem Rendering über Kopfhörer überwacht. Die Rundfunk- und Sound-Experten vor Ort waren beeindruckt vom einhüllenden 3D-Audio-Mix, der es erlaubte die Atmosphäre in der Altice Arena auch vor dem Bildschirm wie in der Arena mitzuerleben. Die Personalisierungsfunktionen des MPEG-H TV Audio Systems, wie z. B. Sprachauswahl, Dialogue Enhancement oder Positionsänderungen, wurden mit einer MPEG-H-App auf einem Tablet vorgeführt.

Die EBU plant, den aufgenommenen MPEG-H-3D-Mix der 63. Ausgabe des ESC bald zusammen mit einer MPEG-H-fähigen Soundbar als Teil einer Technologiedemonstration zu präsentieren.

Titelbild: © EBU/Fraunhofer IIS

This post is also available in: English 汉语 한국어