Fraunhofer in Indien – Workshop soll indischer Rundfunkindustrie neueste Audiotechnologien näher bringen

Gerade wird in Indien fleißig an den Empfangsspezifikationen für den Rundfunkstandard DVB-T2 gearbeitet. Schon bald soll dort das terrestrische System eingeführt werden. Das Fraunhofer IIS setzte es sich deshalb zum Ziel, Vertretern der indischen TV-Industrie bedeutende Audiolösungen, inklusive des weltweit etablierten Audiocodecs High Efficiency AAC (HE-AAC), näher zu bringen.

Der Audiocodec HE-AAC versorgt bereits mehr als sieben Milliarden Endgeräte weltweit mit ausgezeichneter Audioqualität und gilt als Schlüsseltechnologie für moderne Multimedia-Systeme. Darüber hinaus wird der Codec als die Audiolösung für Rundfunk und Streaming gehandelt.

Der im Februar vom Fraunhofer IIS abgehaltene Workshop »Audio Codec Technology for Digital TV Broadcasting in India« zielte darauf ab, sowohl mehr Vertrautheit mit Audiocodierung im Allgemeinen als auch ein tieferes Verständnis für HE-AAC im Besonderen zu schaffen. Insgesamt fanden sich 75 leitende Ingenieure aus verschiedensten Sektoren der indischen Rundfunkindustrie ein. Dazu gehörten unter anderem das öffentliche Radio, Standardisierungsgremien, Gerätehersteller und auch Kabelnetzbetreiber. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Broadcast Engineering Consultants India Limited (BECIL) und der Institution of Electronics and Telecommunication Engineers (IETE).

HE-AAC – die erste Wahl für Rundfunk und Streaming

Nach einer Einführung in die Welt der Audiocodierung konzentrierte sich die Veranstaltung auf HE-AAC, den führenden Codec für modernste Rundfunk- und Streaming-Anwendungen weltweit. Dabei ist der Codec in Indien nicht unbekannt, wird er doch bereits für digitales Radio eingesetzt. Weitere Einsatzgebiete stärken seine überlegene Position: So haben digitale Radiostandards wie DAB+ und DRM (Digital Radio Mondiale) sowie digitale TV-Dienstleister den Codec aufgrund seiner Effizienz übernommen. Des Weiteren gehört HE-AAC der DVB-Toolbox und dem ISDB-T-Standard in Südamerika an. In Europa, Asien, Afrika und auch Südamerika setzen zahlreiche Länder den Audiocodec außerdem für Digital Radio und Fernsehübertragungen ein. Die Mehrzahl der HD-fähigen Empfangsgeräte unterstützen HE-AAC bereits und auch die Mehrheit der Hersteller für Rundfunkempfänger haben die Vorteile des Codecs schon vor langer Zeit erkannt und ihn in ihre Geräte integriert. Diese weitverbreitete Einführung der Audiotechnologie ermöglicht ihre problemlose Integration in existierende Produktions- sowie Distributionsketten.

HE-AAC mithilfe interaktiver Demos besser kennenlernen

Während des Seminars kam auch die Integration von Audiodiensten im digitalen Fernsehen zur Sprache, da es sich bisweilen kompliziert gestalten kann, die Anforderungen hierfür zu erfüllen. Jedoch ist dies für den Audiocodec HE-AAC kein Problem, da er verschiedensten Vorteile bietet. So gehören zu seinen Features beispielsweise die zahlreichen möglichen Kanalkonfigurationen, angefangen bei mono bis hin zu 48 Kanälen. Außerdem bietet HE-AAC die Funktion der Audiodeskription, bei der sehbehinderte Menschen durch begleitende Kommentare Fernsehereignisse mitverfolgen können. Darüber hinaus unterstützt der Codec die Verwendung von Metadaten, welche unter anderem die Lautheit eines Programms kontrollieren.

Interaktive Demonstrationen des Fraunhofer IIS zu aktuellen Audiotechnologien rundeten den Workshop ab: Dabei wurde anschaulich erklärt, wie mit HE-AAC Bitraten eingespart werden können und darüber hinaus auch, dass der Codec selbst bei verschiedensten Bitraten zuverlässig ausgezeichnete Audioqualität liefert – die beste Voraussetzung für dynamische adaptive Streamingstandards wie MPEG-DASH. Dank des  Zusammenschlusses von DASH und HE-AAC werden hochwertiger Audioinhalte selbst bei schwankenden Netzwerkbedingungen und wechselnden Datenraten effizient übertragen.

Eine Vorführung der Technologie Dialogue Enhancement verdeutlichte, wie Fernsehzuschauer in Zukunft den Audiomix ihres Fernsehprogramms an ihre persönlichen Präferenzen anpassen können. Vor allem für Hörgeschädigte ist die durch Dialogue Enhancement verbesserte Sprachverständlichkeit ein großer Gewinn. Auch die Fraunhofer-Technologie Cingo fand bei den Workshop-Teilnehmern großen Anklang. Die Software ermöglicht Surroundklang auf mobilen Endgeräten, etwa über die eingebauten Stereo-Lautsprecher oder angeschlossene Kopfhörer. Google hat nicht nur Cingo für seine Nexus-Geräte übernommen, sondern auch HE-AAC Multikanal gewählt, um seine Google Play-Filme in Surroundsound anbieten zu können.

Das Fraunhofer IIS bedankt sich an dieser Stelle nochmals für das große Interesse der Teilnehmer am Workshop sowie für die Unterstützung von BECIL und IETE.

Titelbild: © Fraunhofer IIS

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